Freude, Hoffnung, Liebe, Traurigkeit, Verzweiflung: Wie es mit unsern Gemüths-Bewegungen eigentlich, und so zu reden cörperlich zugehe - darüber ließ sich immer schon trefflich streiten. Doch die Frage, was die Leidenschafften sind, wie viel derselben gezehlet werden, ob man sie ausrotten oder zulassen und ihrer pflegen soll? bewegt nicht nur Descartes und Spinoza in ihrem fiktiven Dialog, sondern auch die Musiker des 18. Jahrhunderts. Für die Granden Mattheson, Quantz und C.P.E.Bach ist klar, dass die Musik ihre eigentliche Absicht allemahl auf eine gewisse Gemüths-Bewegung richten müsse, dass ein Musikus sich der Herzen zu bemeistern, die Leidenschaften zu erregen oder zu stillen, und die Zuhörer bald in diesen, bald in jenen Affect zu versetzen habe. Er giebt ihnen seine Empfindungen zu verstehen und bewegt sie solchergestallt am besten zur Mit-Empfindung.
Woran ließe sich das besser demonstrieren, als an Georg Philipp Telemanns Methodischen Sonaten, deren Eröffnungssätzen der Komponist eine verzierte Version hinzufügt, die zeigt wozu gute Manieren da sind: Sie hängen die Noten zusammen; sie beleben sie; sie helffen ihren Inhalt erklären; es mag dieser traurig oder frölich oder sonst beschaffen seyn wie er will.
Als Musizierende mit der Blockflöte und indem sie auf der Bühne in vielfältige Rollen schlüpfen, lassen die Autoren und Akteure dieser fulminanten Produktion aus dem Jahre 2002 die Zuhörer und Zuseher erfahren, worum es in der Musik des Barock geht: alle Neigungen des Herzens ohne Worte dergestalt auszudrucken, daß der Zuhörer daraus den Trieb, den Sinn, die Meinung und den Nachdruck völlig begreifen und deutlich verstehen möge. Denn: Wo keine Leidenschafft, kein Affekt zu finden, da ist auch keine Tugend. Sind unsere Passiones kranck, so muß man sie heilen, nicht ermorden.
Von und mit: Inés Bodelón, Eva Huber, Clara Kirschner, Doris Lechner, Simone Lenzbauer, Katharina Lugmayr, Thomas List, Caroline Mayrhofer, Maja Osojnik, Julia Perkmann, Nadia Prousch, Ilse Strauß, Levente Viha und Judith Waldschütz.
Am Cembalo: Ingomar Rainer.
Ein Film von Hans Maria und Ursula Kneihs. Fertigstellung 2015.
Die DVD wird unentgeltlich abgegeben bzw. auf Wunsch zugesandt: anstelle eines Herstellungsbeitrags ersuchen wir um eine Spende in angemessener Höhe für die Flüchtlingshilfe oder einen anderen sozialen Zweck.